Capricho No. 71
Auch unter der gestrengen Regie der spanischen Inquisition, im 18. Jhd., war der Aberglaube vor allem in den unteren Schichten der Gesellschaft und auch in der auf dem Lande lebenden Bevölkerung weit verbreitet, gar tief verwurzelt.

Goya war dieses, wenn auch selbst aus relativ einfachen Verhältnissen stammend, aber sich dann zunehmend der französischen Aufklärung annähernd, ein immer währender Dorn im Auge. Dem Aberglauben seiner Landsleute an Dämonen, Hexen, Gnome und anderem beflügeltem Getier, aus infantil ersonnenen Unterwelten, widmet Goya mehr als eine verspottende Grafik in der Reihe seiner Caprichos.

Das Capricho No.71, „Wenn es tagt, gehen wir“, offeriert vor allem die Angst vor dem Unerklärlichen der Nacht, in der sich die Ungeheuerlichkeiten der Dämonen und Geister ungehemmt ausleben können. Die hier dargestellte Morgendämmerung ist, wie auch in meiner Variation zu diesem Thema, „Das Morgen-Grauen“, ein neu anbrechender Tag, gleichsam ein Symbol für Licht und Wahrheit sowie auch Gedanke der aufkeimenden Aufklärung.

Sobald „der neue Tag“ anbricht, verschwinden Kobolde, Gespenster, Hexen und Ungeheuer für immer. Denn ihr schreckliches und unerklärliches Tun liegt im Reich der Finsternis.

Das Morgen "Grauen"
Bleistift, Farbstift, Aquarell
Wvz. 4626
Format: 350 x 500 mm

August 2010
 
* Si amanece; nos Vamos - Wenn es tagt, gehen wir

<<< zurück >>> weiter